Nach dem 1. Weltkrieg

Der I. Weltkrieg hatte überall seine deutlichen Spuren hinterlassen, wenn nicht in äußerer Zerstörung, so doch im Zusammenleben der Menschen. Das alte System der auf militärischer Ordnung aufbauenden Monarchie war zerfallen, die neuen, demokratischen Strukturen mussten sich in äußerst unruhigen Zeiten bewähren.
Das wirtschaftliche Leben war durch den Verlust des Krieges, die Reparationszahlungen und eine hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet, die Menschen hatten zunächst hart ums tägliche Überleben zu kämpfen.

Daher dauerte es verständlicherweise bis Ende 1921, ehe man an die Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr denken konnte. Glücklicherweise ist uns ein aufschlussreicher Zeitungsbericht über diese Versammlung erhalten: „Gürzenich, 5. Dez. Gestern ist die hiesige freies. Feuerwehr wieder ins Leben gerufen worden in einer Versammlung, die von Lehrer Offergeld geleitet wurde. Bürgermeister Kyll von Rölsdorf sagte für die Wiederbelebung der Wehr das größte Entgegenkommen der Behörden, insbesondere auch des Gemeinderats von Gürzenich zu. Kreisbrandmeister M. Scheper aus Düren gab eine Uebersicht über die noch fehlenden Einrichtungen, Beschaffung von Schläuchen und sonstigen Gerätschaften, die bereitwilligst vom Gemeinderat bewilligt sind. Bei der Vorstandswahl wurde der erste Brandmeister Pet. Stüttgen wiedergewählt, zum 2. Brandmeister Lehrer Offergeld, zum Schriftführer Franz Pley und zum Spritzenmeister Schmiedemeister Jean Schütz gewählt. Die Bewohner von Gürzenich können jetzt wieder auf eine stattliche Wehr rechnen, da außer den treugebliebenen alten Mitgliedern sich noch eine Reihe neuer angemeldet haben, sodaß bis jetzt die Anzahl von 30 erreicht ist. Nunmehr dürfte in Gürzenich die Zeit vorüber sein, dass Brände entstehen, ohne dass sie sachgemäß und mit Erfolg bekämpft werden können. In engem Zusammenarbeiten mit dem Gemeinderate wird die Wehr sich bemühen, in richtigem Gemeinsinn zu wirken und die Bewohner des Ortes werden gewiß bereit sein, sie in ihrer Aufgabe durch freiwillige Beiträge zu unterstützen." Franz Offergeld erinnert sich daran, dass auf dieser Versammlung im Lokal Louven außerdem Michael Kalscheuer zum Zeugwart gewählt wurde. Franz Pley und Hubert Fey bekleideten das Amt eines Unterführers. Innerhalb der Wehr bildete sich ein 12 Mann starkes Trommler- und Pfeifercorps. Im Sommer wurde fleißig geübt, im Oktober die Schlußübung abgehalten. Die Wehr erhielt dann in der Regel vom Bürgermeister 50 Mark als Anerkennung.
 
„Damals konnte man von der Wehr behaupten, dass sie schlagkräftig und einsatzbereit war, besonders als sie sich aus eigener Kasse einen leichten Angriffswagen für 500 Mark bei der Firma Mandelartz in Aachen anschaffte. Dieser Wagen wurde von drei Feuerwehrkameraden in Aachen geholt. Sie fuhren mit der Bahn nach Aachen und kamen zu Fuß mit dem Wagen zurück. Sie hatten selbstverständlich ein anständiges Reise- und Zehrgeld bekommen, denn unsere Kasse konnte sich so etwas erlauben. Der Bestand hat schon über 900 Mark betragen. Das war möglich, weil wir viele inaktive Mitglieder als Förderer der Wehr hatten. - Von der Firma Hoftsümmer bekamen wir jährlich 100 Mark, von der Firma Schulz & Herbrand meistens 30-50 Mark. Überhaupt hat man damals den Kameraden viel zukommen lassen. Viele kranke und notleidende Kameraden erhielten 10-20 Mark."

 

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Die Wehr in voller Ausrüstung im Jahre 1924

 

Die Freiwillige Feuerwehr war wieder eine funktionierende Einheit, gut ausgebildet und wohl auch relativ gut ausgerüstet. Allerdings gab es in jenen Jahren wohl auch viel zu tun, wie eine Reihe von Zeitungsmeldungen, beispielsweise aus dem Jahre 1926, belegt. Darin heißt es u.a.: „Gürzenich, 11. Okt. Unsere freiwillige Feuerwehr mußte am Sonntag gegen 3 Uhr nachts zu dem Brande eines Strohbarmens ausrücken. Kurz vor 10 Uhr abends entstand in der Steinmaar Feuer in einer Scheune, die nebst ihrem gesamten Inhalt an Frucht neuer Ernte und Gerätschaften vernichtet wurde. Nur mit Mühe vermochte die kräftig eingreifende Wehr die naheliegenden Wohnhäuser vor dem Element retten. [...] Im Verlaufe einer Woche wurde unsere Wehr nicht weniger als viermal alarmiert; es läßt das auf Brandstiftung schließen. Der Verdacht wird verstärkt durch das Herumtreiben einer Bande in unserer Gegend, die in der Zeit von 14 Tagen sechs Fahrräder gestohlen hat. [...]" Merke: Wer Fahrräder stiehlt, legt auch Brände!
Und noch einmal am 12. November: „Immer mehr verdichtet sich ob dieses letzten
Brandes die Annahme, dass Brandstiftung vorliegt bei allen in den letzten Wochen vorgekommenen Bränden in unserm Ort."
Zwei Kriminalbeamte, die zum Zwecke von Ermittlungen bei Kirfel Wohnung genommen hatten, haben 14 Tage „herumgeschnüffelt", (so Franz Offergeld) - ohne Erfolg.

 

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1929 erlitt die Feuerwehr Gürzenich einen schweren Verlust: Der I. Brandmeister Peter Stüttgen war verstorben. Seine Beerdigung ging
unter überaus starker Beteiligung der Vereine und Einwohner des Ortes vor sich und zeigte, wie beliebt der Verstorbene war. Am Trauerzuge beteiligten sich Kriegerverein, Turnverein, Kath. Jugendverein, Freies Feuerwehr, Schützengesellschaft Mariaweiler und Gürzenich. Als Vertreter der Feuerwehr nahmen teil Branddirektor Bücklers, Kreisbrandmeister Bodden und Bürgermeister Kyll als Chef der Gürzenicher Wehr. Zahlreiche Grabreden bekundeten noch einmal die herausragende Stellung Stüttgens in der Dorfgemeinschaft. Franz Offergeld würdigte den Verstorbenen mit den Worten: „Wenn wir nun an seinem Grabe stehen, fühlen wir so recht die Lücke, die der unerbittliche Tod in unsere Reihen gerissen hat, gedenken wir der unermüdlichen Fürsorge, die er kranken und armen Kameraden angedeihen ließ. Doch wäre es kaum im Sinne des Verstorbenen, wenn wir in tatenloser Trauer verharren würden. Was er erstrebt, das wollen wir, ihm nacheifernd und ihn dadurch ehrend, weiter zu erreichen suchen. So werden wir das Gedächtnis an ihn am besten wach und in Ehren halten."

 

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Offergeld übernahm nun als 1. Brandmeister die Führung der Feuerwehr. Über den guten Ausbildungsstand gibt der Bericht über die Schlußübung des Jahres 1929 beredten Aufschluß: „Gürzenich, 14. Okt. Am gestrigen Sonntag hielt die hiesige Freiwillige Feuerwehr ihre Schlußübung ab, die entgegen früheren Jahren diesmal schon in den ersten Morgenstunden begann. Bereits beim Morgengrauen ertönten die Alarmrufe, und pünktlich um 6 1/2 Uhr fanden sich die Wehrleute zum Abmarsch nach dem Marktplatze ein. Die Uebungen, die im Exerzieren, Vorführen der Löschgeräte und einer Brandübung bestanden, gingen glatt vonstatten. Man darf zu der Wehr unter der vorzüglichen Führung ihres ersten Brandmeisters, Konrektor Offergeld, Vertrauen haben. Sie hat nicht nurgestern und bei früheren Uebungen, sondern auch im Ernstfalle stets den Beweis ihrer Schlagfertigkeit erbracht. Möge daher die Wehr reichliche Unterstützung vonseiten der Behörde und auch der Bürgerschaft finden. [...]"

 

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Die Wehr im Jahre 1930

 

 
Als 1. Brandmeister der Gürzenicher Feuerwehr engagierte sich Franz Offergeld zunehmend auch in den übergeordneten Gremien wie dem Kreisfeuerwehr-Verband. Er fungierte lange Jahre als Kassenrevisor und war Mitglied des Übungs- und Festausschusses.
Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten brachte auch für die Organisation der Feuerwehren einschneidende Änderungen. Branddirektor Bücklers als Vorsitzender des Kreisfeuerwehr-Verbandes hatte auf dem Kreisfeuerwehrfest in Schlich im September 1933 klargemacht, in welche Richtung sich die Feuerwehren in Zukunft entwickeln würden: „Kameraden! Wir haben uns auch als Feuerwehrleute heute klar vor Augen zu halten, dass wir schlagartig in einen neuen Abschnitt historischer Entwicklung deutscher Belange in der Weltgeschichte eingetreten sind, wenn dies vielleicht dem einen oder anderen, da er tatsächlich von der großen nationalen Revolution, die nach wenigen Wochen durch ihre außerordentliche Disziplin schon abgeschlossen war, nicht sonderlich berührt wurde, vielleicht heute noch nicht recht zum Bewußtsein gekommen ist Wir leben auf Neuland, dem allerdings noch manche Unkulturen vergangener unfähiger Besteller anhaften, doch schon recken sich allenthalben junge unverbrauchte Kräfte, die aus dem gesunden Quell einer neuen Weltanschauung Kraft und Mut schöpfen, um den Boden mit Energie und nicht verzagender Hingabe zu kultivieren und zu bestellen. In diesem Geschehen der Neuformung und Neugestaltung kann das Feuerlöschwesen, das von so hoher kultureller und volkswirtschaftlicher Bedeutung für ein Volk, wie das deutsche, ist, nicht einem dornröschenhaften Schlummer verfallen, aus dem es, erweckt, schließlich sehen muss, wie die heranstürmenden Bataillone ihm das Handeln aus den Händen gewunden haben. "

Diesem phrasenhaften, den „Geist" der neuen Machthaber widerspiegelnden Erguss steht eine bemerkenswert ernüchternde Einschätzung von Franz Offergeld gegenüber: „Mit der Machtübernahme war es mit der Selbständigkeit der Wehr aus. Es wurde übermäßig exerziert. Viele Kameraden machten nicht mehr mit." Es mag durchaus sinnvoll gewesen sein, die Feuerwehren auf den unterschiedlichen politischen Ebenen neu zu organisieren, um Schlagkraft, Ausbildung und Ausrüstung zu verbessern. Dies alles jedoch unter striktester Einführung des Führerprinzips, mit militärischer Organisation und Aufgabe jedes Fünkchens von Selbständigkeit zu verbinden - das war für viele altgediente Feuerwehrmänner zu viel. Entsprechend lässt sich auch über die ganzen zwölf Jahre des Tausendjährigen Reiches die Klage über mangelnde Mannschaftsstärke der örtlichen Feuerwehren verfolgen, vielerorts muss man zur Bildung von Pflichtwehren greifen, weil nicht genügend Freiwillige aufzutreiben sind.

Dabei war die Stärke der Gürzenicher Freiwilligen Feuerwehr zu Beginn des Jahres 1934 durchaus beachtlich, Dem Jahresbericht ist zu entnehmen, dass es 35 aktive und 81 inaktive Mitglieder gab, die Mitgliederversammlung verläuft in voller Harmonie und zu aller Zufriedenheit.
Wohl um die Freiwilligen gegenüber den Berufsfeuerwehren ein wenig aufzuwerten, erlässt die preußische Regierung 1934 eine neue Uniformordnung. Danach besteht die Rockbluse aus dunkelblauem Tuch, im Rücken Rockschnitt mit Taillenknöpfen, vorn einreihig mit acht blanken weißen Knöpfen. Auf der Bluse sind zwei äußere Brusttaschen mit Mittelfalte und zwei schräggestellte Seitentaschen angebracht. Dazu wird lange schwarze Tuchhose mit karmoisinroter Biese getragen. Der Helm besteht aus Leder oder Glanzmetall nach Form des Stahlhelms; er ist schwarz, hat Kinnriemen, Schnalle, Kamm, abknöpfbares Nackenleder und Stadtwappen. Die steife oder Klappmütze aus blauem Stoff mit karmoisinrotem Vorstoß erhält Rand aus schwarzem Band. Die sonstige Ausrüstung der Feuerwehrmänner besteht aus Faschinenmesser am Steg, Überschnallkoppel und Schulterriemen aus schwarzem Leder, im Feuerdienst Handbeil am Hakengurt. Die obersten Dienstgrade tragen Säbel. Dienstgradabzeichen werden in Form von Achselstücken und von Kragenspiegeln auf Bluse und Mantel getragen.

Die Neuorganisation der Feuerwehr im Amt Birgel vollzog sich auf einer Versammlung Anfang März 1934. Unter Vorsitz des Amtsbürgermeisters Logauer erläuterte Kreiswehrführer Bücklers die neuen Bestimmungen und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Danach wurden die bestehenden Wehren formell aufgelöst und eine neue Amtsfeuerwehr Birgel gegründet. Nach der einstimmigen Annahme der Mustersatzung wurde ein neuer Vorstand gewählt, dem Franz Offergeld als 2. Führer angehörte. Die Gliederung der Wehr bestand jetzt aus 5 Löschzügen: Berzbuir-Kufferath, Birgel, Gürzenich, Lendersdorf und Rölsdorf.

Immerhin konnte die Feuerwehr Gürzenich von der Neuorganisation dahingehend profitieren, dass Ausrüstung und Ausbildung verbessert wurden. Im September wurde „durch Wohlfahrtsarbeiter" der neue Steigerturm fertig gestellt. „Derselbe steht mitten im Dorfe auf einem Platze am Gemeindehause und wurde am Samstag in der Feuerschutzwoche von der hiesigen Feuerwehr übernommen." Franz Offergeld erhält als Löschzugführer die Gelegenheit zum Besuch der Feuerwehrfachschule zu Koblenz. Mitte der 30er Jahre verfügt die Gürzenicher Feuerwehr über eine Motorspritze mit 600 Ltr./Min. Leistung.

Die Wehrmänner Johann Hompesch und Peter Faust erhalten 1937 das Reichswehrehrenzeichen 2. Klasse für 25jährige aktive Dienstzeit verliehen. Anläßlich des Kreisfeuerwehrtages 1937 in Pier veröffentlicht der Jahresbericht eine umfassende Statistik über den Kreisfeuerwehrverband. Demnach gehören ihm 15 Amtswehren, 53 Normalzüge, 32 Halbzüge, 2233 aktive Mitglieder und 191 Mitglieder der Altersabteilung an. Die aktiven Mitglieder rekrutieren sich zu 50,7% aus Industriearbeitern, 31,5% in der Landwirtschaft beschäftigten Personen, 14,6% Personen selbständiger Berufe und nur 3,2% Beamten und Angestellten. „Leider ging
 
auch im Berichtsjahr mancherorts die Bildung und Auffüllung normaler Löscheinheiten nicht ohne behördlichen Druck vor sich", umschreibt der Jahresbericht zurückhaltend die mangelnde Freiwilligkeit bei der Bildung von Feuerwehren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November, der sog. „Reichskristallnacht", wurden im ganzen deutschen Reich die Synagogen der jüdischen Mitbürger zerstört. Auch die Gürzenicher Synagoge wurde zerstört, allerdings nicht durch Brandstiftung wie die Dürener, sondern, da man die Nachbarhäuser nicht gefährden wollte, durch Abbruch. Ein Jahr später beschloss der Gemeinderat, „zur ordnungsmäßigen Unterbringung der Feuerwehrgerätschaften und zur Erhöhung der Schlagkraft der Feuerwehr [...] auf dem früheren Platze der Synagoge ein neues Feuerwehrgerätehaus" vorzusehen.

1939 wurde die Feuerwehr erstmals zur Teilnahme am „Tag der deutschen Polizei" verpflichtet, resultierend aus ihrer Eingliederung in die Gesamtstruktur der Polizei und ihrer Umbenennung in Feuerlöschpolizei. Damit unterstand sie dem Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler.
1940 folgte die Einführung neuer Dienstgradbezeichnungen. Von unten angefangen, heißen die Grade von jetzt ab: Anwärter, Truppmann, Obertruppmann, Haupttruppmann, Truppführer, Obertruppführer, Haupttruppführer, Zugführer, Oberzugführer, Hauptzugführer (dem Rang eines Hauptmanns entsprechend), Kreisführer (=Major), Bezirksführer (=Oberstleutnant), Abschnittsinspektor (=Oberst).

Einen Eindruck von der Militarisierung, der Indienststellung der Feuerwehr für das Regime des Dritten Reichs vermittelt uns ein Zeitungsartikel vom September 1940: „Die Amtswehr Birgel fand sich am Sonntag zu einem Appell auf dem Marktplatz in Gürzenich zusammen. Obertruppführer Offergeld meldete dem Hauptzugführer Brück die Stärke der angetretenen Wehren. Nach der Begrüßung sprach der Hauptzugführer über die augenblicklichen Fragen und brachte eine Reihe wichtiger Erlasse und Bekanntmachungen zur Kenntnis. Sodann fand die feierliche Vereidigung aller angetretenen Wehrmänner auf den Führer statt. Die Beförderungen der Wehrkameraden und die gleichzeitige Aushändigung der Ernennungsurkunden reihten sich an. Hierauf gedachten die Kameraden eines ihrer jüngsten Wehrkameraden, der in Frankreich sein Leben für Volk und Führer opferte. Hauptzugführer Brück wies noch einmal auf die so wichtigen Aufgaben der Wehr ganz besonders in diesem Entscheidungskrieg hin und ermahnte alle, ihre Pflicht zu tun. Diese Worte unterstrich Beigeordneter Spang. Ein Treuegelöbnis zum Führer beendete den Wehrappell".

Franz Offergeld empfand diese Zeit für die aktiven Feuerwehrleute als bedrückend. „Ich erinnere an die Nachtwachen im Gemeindehaus, an das Antreten bei jedem Fliegeralarm, an die Einsätze in Düren und in Boisdorf." Als „Ausgleich" für diesen harten Dienst erlaubte man sich mit dem 1943 angeschafften Feuerwehrauto irr Anschluß an die Übungen „manche schöne Spritztour". Der Wagen wurde übrigens bei der Evakuierung zuerst nach Radevormwalde, dann nach Dinslaken gebracht, um in Ohlsberg bei Bigge im Bezirk Arnsberg zu landen. Von dort wurde er 1947 wieder nach Gürzenich geholt. Er war vollständig leer - bis auf eine Motorspritze und einen Saugschlauch.

Bei allem Ernst der Lage - es gab auch Begebenheiten, die heute noch zum Schmunzeln anregen. Obwohl die Feuerwehr nur indirekt betroffen ist, soll eine solche hier nach einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1940 wiedergegeben werden. In Gürzenich hatte ein Einwohner eine Räucherkammer auf dem Speicher eingerichtet, darunter befand sich die Wohnung einer anderen Familie. Eines Tages nun machte sich in der Decke dieser Wohnung ein Loch bemerkbar, das von oben her durchbrannte. Möbel und Wohnung wurden nicht unerheblich beschädigt, was in einem Strafbefehl für den schuldigen Hauswirt endete. Der war diesem jedoch zu hoch, worauf er gerichtliche Entscheidung beantragte_ Er berief sich darauf, das Verfahren habe schon achtzehn Jahre so funktioniert, alle Sicherheitsmaßnahmen seien von ihm beachtet worden. Das Gericht zeigte Verständnis für den herzlichen Wunsch des beinahe 70 Jahre alten Mannes, auf seine alten Tage nicht noch bestraft zu werden, und stellte das Verfahren ein, falls er die Kosten trüge und eine Buße von 5 Mark an die NSV zahlen wolle. Das wolle er tun, meinte der 70jährige, warf aber noch schnell ein, „es datt net jet vell? ', womit er die fünf Mark Buße meinte.